Ortsbrandmeister

Ortsbrandmeister
Dietmar Kienker

stellv. Ortsbrandmeister
Jörg Läkamp


Zu den wichtigsten Pflichten der Bürger gehörte in alter Zeit die Mithilfe bei der Bekämpfung eines Brandes. Somit waren die damaligen Wehren als Pflichtfeuerwehren anzusehen. Sie mussten gemäß einer Verordnung der königlichen Landdrostei Osnabrück von jeder Gemeinde gebildet werden. Die Verordnung besagte, dass jeder Bürger im Falle eines Brandes verpflichtet war, mit Feuerhaken und Eimer zur Brandstelle zu eilen, um seine Hilfe bei den Löscharbeiten anzubieten. Entzog sich ein Bürger dieser Pflicht, so musste er ein entsprechendes Bußgeld zahlen. Von dieser Pflicht waren Ärzte, Geistliche und Lehrer ausgenommen.

Die Tätigkeit der Schledehausener Feuerwehr kann bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Im Archiv des Landkreises Osnabrück befinden sich Unterlagen über eine neue Feuerspritze (1816) und über die Verlegung des Spritzenhauses 1828. In den Jahren um 1850 entstanden die ersten Freiwilligen Feuerwehren, so auch in Schledehausen nachweisbar im Jahre 1875. Sie ist heute eine der ältesten Wehren im Landkreis Osnabrück.

Der Kamerad H. Henze wurde von den Gründern zum Hauptmann ernannt. Zu den Gründern der Wehr gehörten die Kameraden Henze, Landwehr, Marting, Bödeker, Heidbrink, Wehmann, Buddeke, Hurdelbrink, Bietendüfel, Leive, Haseköster, Bullerdiek, Mathäi, Flora und Niehaus. Dieser Entschluss wurde auch von der Gemeinde lebhaft begrüßt. Die Druckpumpe einschließlich Haken, Eimer und Schlauchmaterial wurde der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung gestellt. Als erster Unterstellraum diente das noch heute vorhandene Gebäude an der Großen Straße neben Marting. Mit den einfachsten Mitteln musste sich die Wehr behelfen. Schutzjacken oder gar Uniformen standen den Männern zunächst nicht zur Verfügung. Nur schrittweise ging die Ausrüstung vorwärts. Durch die Unterstützung der Samtgemeinde Schledehausen konnte im Jahre 1886 eine neue Druckpumpe angeschafft werden, in die das Wasser mit Eimern eingefüllt wurde. Zur Alarmierung bei Gefahr dienten die Kirchenglocken. Jeder Pferdehalter war dann verpflichtet, bei der Spritze Vorspann zu leisten.

Im Laufe der Zeit wurde besonderer Wert auf eine Verbesserung der Ausrüstung gelegt. Die Firma Tiedow in Hannover lieferte am 5. März 1910 eine neue Handdruckspritze, auch Zubringer genannt. Diese hatte bereits eine Ansaugvorrichtung mit 9 Meter Ansaug- und 150 Meter Druckschlauch. Die alte Spritze wurde für 150 Mark an die Gemeinde Dahling­hausen im damaligen Kreis Wittlage verkauft. Im östlichen Kreisgebiet war nur Schlede-hausen mit einer neueren Handdruckspritze ausgerüstet, und so blieben überörtliche Einsätze in den Nachbarkreisen Melle und Wittlage nicht aus.

Freiwillige Feuerwehr Schledehausen  Anno 1908

Die Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehren als gemeinnützige Einrichtungen traten in der breiten Öffentlichkeit immer mehr in den Vordergrund. Die erhöhten Anforderungen brachten es mit sich, dass die Wehren ihren Aufgaben mit den bisherigen Ausrüstungsgegenständen nicht mehr gewachsen waren. Andererseits waren größere Anschaffungen aus eigener Kraft nicht möglich. So nahm sich ihrer erstmalig die Kreisverwaltung an. Für den Kauf von Motorspritzen wurde den Wehren Georgsmarienhütte, Haste und Schledehausen ein Zuschuss von je 3.000 Mark gewährt mit der Auflage, die Spritzen von einer Lieferfirma zu erwerben. Nach eingehender Prüfung und Besichtigung verschiedener Modelle entschieden sich die beiden Interessengruppen – Kreisausschuss und Feuerwehr – für DIXI Motorspritzen, deren Einführung dann später auf der Haster Kanalbrücke stattfand.

Mit der neuen Spritze traten neue Schwierigkeiten an die Schledehausener Wehr heran. Durch den Umzug in ein Gebäude der Kirchengemeinde wurden diese Probleme dann aber bald beseitigt.

Der erste umgebaute Opel 1932

Das Jahr 1933 brachte wohl Umwälzungen in der inneren Struktur, jedoch blieb der Geist derselbe. Nach dem neuen Feuerlöschgesetz vom Herbst 1934 wurde den Trägern der Wehren, den Löschverbänden, auferlegt, die neuen „Einheitsuniformen“ (Rock, Stahlhelm, Mütze, Hakengurt, Koppel und Beil) anzuschaffen.

Feuerwehr Schledehausen-Ende der 30er Jahre

Im Laufe der Zeit wurde der Wunsch nach Anschaffung eines LF 8 immer lauter. Eile war geboten. Dunkle Kriegswolken verfinsterten bereits den politischen Horizont. Die Gemeindeväter der Samtgemeinde brachten dem Vorhaben Verständnis entgegen und sagten ihre finanzielle Unterstützung zu. Am 6. Oktober 1941 wurde das Fahrzeug, ein LF 8 Daimler Benz, von Karl Stock und Willi Nollmann aus Luckenwalde abgeholt.

Das Leben und die Gesundheit der Mitmenschen, deren Wohnstätten, sowie deren Hab und Gut zu schützen, ist die Aufgabe der Feuerwehr.

Welche hohen Anforderungen an Opfermut und Kühnheit bei der Erfüllung dieser Aufgabe an den einzelnen Feuerwehrmann gestellt werden, erfuhr die Wehr bei Beginn der unheilvollen Bombennächte. Außer den zahlreichen Einsätzen in Osnabrück wird der Bombenangriff auf Schledehausen unvergesslich bleiben. Am 6. Oktober 1942 entfachte der Abwurf zahlreicher Brandbomben in 29 Häusern des Dorfes Feuer. Ausgefallene Alarmvorrichtungen und ungenügende Löschwasser­verhältnisse erschwerten die Bekämpfung der Brände. Die kleineren Brandherde konnten von tatkräftigen Mitbürgern im Keime erstickt werden. Alle Feuerwehrkameraden waren mit Rettungs- und Bergungsarbeiten an den stärker betroffenen Wohnungen beschäftigt. Das Anrücken auswärtiger Wehren wurde dankbar begrüßt. Auch aus dem über 50 km entfernten Bielefeld kam ein Löschzug zum Einsatz nach Schledehausen. Nahezu 26 Stunden dauerte der Einsatz, der unter unmenschlichen Anstrengungen stattfand. Doch damit nicht genug, nach kaum einstündiger Ruhepause wurde wieder Feueralarm gegeben, und erneut gingen die Feuerwehrmänner ohne Zaudern an ihre gefahrvolle Arbeit. Schledehausen bot nach diesem fürchterlichen Angriff einen traurigen und trostlosen Anblick. Aus dieser Schilderung mag hervorgehen, dass alle Kriegseinsätze bei Gefahr für Leib und Leben durchgeführt werden mussten. Volle Anerkennung gebührt auch der damaligen Jugendfeuerwehr und den Feuerwehrhelferinnen, die ebenfalls ihre ganze Kraft zum Schutze und zur Rettung wertvollen Vermögens eingesetzt haben.

Ein LF 15 wurde im Frühjahr 1946 erworben. Die Unterbringung des Fahrzeuges bereitete Schwierigkeiten. Das Fahrzeug wurde zunächst in den verschiedenen Mitgliedsgemeinden untergestellt. 1949 wurde die Einweihung des neuen Feuerwehrhauses gefeiert.

Im Jahre 1949 beschäftigte man sich mit dem Gedanken, eine Feuerwehrkapelle ins Leben zu rufen. Geistiger Urheber war Karl Stock. Die Anregung fand einhellige Zustimmung. Sie ist heute noch der einzige Feuerwehrmusikzug im Landkreis Osnabrück.

Am 24. Februar 1954 wurde auch eine neue Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen. Insgesamt 19 junge Männer ließen sich als Nachwuchs für die aktive Wehr ausbilden. Nachdem es fast 20 Jahre keine Jugendfeuerwehr in Schledehausen gegeben hat, wurde unter Leitung des damaligen Gemeindebrandmeisters Karl-Ulrich Voss im Mai 1996 eine Jugendfeuerwehr auf Gemeindeebene aktiviert. Aus Schledehausen zählten 9 Jungen zu den Gründungsmitgliedern.

Feuerwehr Schledehausen 1955

Die Technisierung der Wehren schritt weiter fort. 1950 war im Landkreis Osnabrück ein Tanklöschfahrzeug vorhanden. Acht Tanklöschfahrzeuge wurden dann schon 1955 gezählt. Auch in der Feuerwehr Schledehausen war zu dieser Zeit der Wunsch nach einem solchen Fahrzeug vorhanden, doch konnte die finanzschwache Samtgemeinde dieses Vorhaben vorerst nicht verwirklichen.

Nach einem Großbrand am 19. Juli 1959 auf dem Hof Bußmeyer in Krevinghausen, bei dem das ganze Anwesen niederbrannte, wurden die Forderungen nach einem Tanklöschfahrzeug dann unüberhörbar, zumal alle größeren Wehren im Landkreis Osnabrück bereits damit ausgerüstet waren. Der damalige Kreisbrandmeister Heinrich Schowe unterstützte die Schledehausener Forderung nach besten Kräften. Die Samtgemeinde Schledehausen entschloss sich nach Sicherstellung der Finanzierung, dieses Fahrzeug in Auftrag zu geben. Im Sommer 1960 konnte das lang ersehnte Fahrzeug, ein Daimler Benz 322 mit Metz Aufbau, von Werner Schäfer, Ludwig Meinberg und Wilhelm Rüsse aus Karlsruhe abgeholt werden. An der Hasebrücke in Wissingen wurde unser neues TLF 16T von der ganzen Wehr empfangen und mit allen Fahrzeugen zum Gerätehaus geleitet.

Am 14. Juni 1966 verwüstete ein starkes Gewitter unsere Heimat. Gewaltige Wassermassen stürzten vom Himmel. Nachdem in der Samtgemeinde Schledehausen schon etliche Keller ausgepumpt worden waren, rief man unsere Wehr anschließend nach Osnabrück, wo große Teile der Innenstadt unter Wasser standen. Außer zahlreichen Brandeinsätzen und sonstigen Hilfeleistungen ereignete sich Ende der 60er Jahre nichts Wesentliches.

Die Gebietsreform 1972 machte auch einige Änderungen in der Organisation der Feuerwehren notwendig. Aus den ehemaligen Gemeindewehren wurden jetzt Ortsfeuerwehren. Alle 4 Ortsfeuerwehren wurden zur Gemeinde­feuerwehr Bissendorf zusammengeschlossen. Diese Neugliederung änderte in den Ortsfeuerwehren jedoch kaum etwas. Im Frühjahr 1973 wurde der Kamerad Dieter Rave aus der Ortsfeuerwehr Schledehausen zum ersten Gemeindebrandmeister und der Kamerad Bruno Rietmann aus der Ortswehr Bissendorf zum stellvertretenden Gemeindebrandmeister der neuen Gemeinde Bissendorf gewählt. Die Ortsfeuerwehr Schledehausen der neu gegründeten Gemeindefeuerwehr Bissendorf wurde von der Gemeinde Bissendorf als Schwerpunktfeuerwehr eingestuft.

Am 30. Juni 1973 nahm der langjährige Gemeinde- und Ortsbrandmeister Werner Schäfer nach Erreichen der Altersgrenze seinen Abschied vom aktiven Dienst in der Feuerwehr. 28 Jahre hatte er die Feuerwehr Schledehausen geführt und durch seinen persönlichen Einsatz große Verdienste um das Feuerlöschwesen in Schledehausen erworben. Seine Verdienste wurden durch die Ernennung zum Ehrengemeindebrandmeister gewürdigt.

Sein Nachfolger wurde Günter von See, der die Wehr bis Dezember 1992 leitete.

Die fast ständig steigende Zahl der Einsätze (im Jahre 1973 waren es 23 Brandeinsätze und 23 Hilfeleistungen) machte es erforderlich, das mehrere Jahrzehnte im Einsatz gewesene und reparaturanfällig gewordene Fahrzeuge (LF 15 – Baujahr 1941) durch ein funktionsgerechteres Fahrzeug zu ersetzen. Die Gemeinde entschloss sich kurzfristig, ein neues Fahrzeug zu beschaffen. Im Juni wurde bei der Firma KHD in Ulm ein TLF 16 in Auftrag gegeben. Das Fahrzeug wurde bereits am 20. Dezember 1974 in Ulm übernommen. Das Fahrzeug kostete 125.000 DM.

Die personelle Stärke in der aktiven Wehr wurde im Berichtsjahr 1979 auf die Sollstärke von 49 Kameraden verringert, von denen 13 Kameraden auch noch im Musikzug aktiv waren. 14 Mitglieder gehörten zur Altersabteilung. Bei der Schwerpunktwehr Schledehausen in der Gemeinde Bissendorf standen zu dieser Zeit ein TLF 16 T, ein TLF 16, ein LF 8 und eine DL 18 h zur Verfügung. Auf Beschluss des Kommandos wurde an die Verwaltung der Gemeinde Bissendorf der Antrag auf Beschaffung eines Einsatzleitfahrzeuges gestellt, der am 9. Juli 1980 übergeben wurde. Dadurch wurde eine weitere Lücke in der Ausrüstung geschlossen.

Die Arbeiten der Freiwilligen Feuerwehren haben sich im Laufe der Jahre immer weiter gewandelt. Brandeinsätze wurden unter anderem durch die Auflagen im vorbeugenden Brandschutz seltener. Dafür vermehrten sich die Einsätze im Bereich der Technischen Hilfeleistung rasant. Dies wurde auch in den Jahresberichten des damaligen Ortsbrandmeisters Günter von See deutlich.

Im Jahresbericht 1987 ist zu lesen: „Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie stark eine Freiwillige Feuerwehr gefordert werden kann. Noch vor einigen Jahrzehnten lag der Schwerpunkt der Einsätze einer Feuerwehr zu ca. 90 Prozent bei der Brandbekämpfung. Heute bewältigen die Feuerwehren fast 90 Prozent ihrer Aufgaben im Bereich „Technische Hilfeleistungen“ und „Umweltschutz“. Für die Bekämpfung dieser „Sondereinsätze“ sind zusätzliche Geräte erforderlich und dadurch bedingt kommen immer wieder höhere Kosten auf die Gemeinden zu. Eine fast unüberschaubare Technik für den freiwilligen Feuerwehrmann und eine weitere Intensivierung der Ausbildung, die sicher zum Teil die zumutbaren Grenzen für den freiwilligen Helfer erreicht hat“.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends gehörten der Feuerwehr Schledehausen 44 aktive Mitglieder an. 34 Mitglieder zählte der Musikzug; von ihnen leisteten 8 Kameraden zusätzlich aktiven Dienst in der Feuerwehr und 6 Kameraden gehörten zur Altersabteilung. Der Bestand an Fahrzeugen am 1. Januar 2000 stellte sich wie folgt dar:

ELW 1

Mercedes „Sprinter 212 D“

1998

DLK 18-12

Iveco Magirus

1998

TLF 16/25

Magirus Deutz

1974

TLF 16/25

Iveco Magirus

1990

LF 16/12

Iveco Magirus

1992

MTW

VW Bus

1988

Alle aktiven Mitglieder der Wehr wurden im Laufe der Jahre mit Funkmeldeempfängern für die „Stille Alarmierung“ ausgerüstet.

Im Jahre 2000 bestand die Freiwillige Feuerwehr Schledehausen 125 Jahre. Eingeleitet wurden die Aktivitäten am 5. Mai mit der Verbandsversammlung des Altkreises Osnabrück im Hotel „Zur Post“ in Schledehausen. Am Samstag, dem 6. Mai fand eine Einsatzübung der Gemeindefeuerwehr an der Bergstraße beim Hotel Bracksiek statt. Am 7. Mai wurde dann zum „Tag der offenen Tür“ eingeladen und mit diversen Vorführungen die Arbeit der Feuerwehr dargestellt. Der Musikzug begleitete die Veranstaltungen mit Unterhaltungsmusik.

Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Schledehausen

Amtszeit

von – bis

H. Henze

1875 – 1890

F. Wehmann

1890 – 1897

G. Niehaus

1897 – 1901

F. Wehmann

1901 – 1910

A. Maschmeyer

1910 – 1921

W. Blanke

1921 – 1922

H. Heidbrink

1922 – 1930

H. Westerfeld

1930 – 1940

Karl Stock

1940 – 1945

Werner Schäfer

1945 – 1973

Günter von See

1973 – 1992

Wolfgang Langenkamp

1992 – 2001

Michael Piel

2001 – 2014

Norbert Meiners

2014 – 2016

Dietmar Kienker

2017 – heute

Diese Chronik ergibt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem bewegten Leben der inzwischen über 125 Jahre jungen Freiwilligen Feuerwehr Schledehausen wieder. Vieles was auch erwähnenswert ist, kann in einer Chronik, die der langjährige Ortsbrandmeister Günter von See nach Überlieferungen aus alten Jahresberichten und Erzählungen der verantwortlichen Wehrführer zusammengestellt hat, nachgelesen werden. Die 29 Seiten starke Chronik würde leider den Rahmen einer Veröffentlichung im Internet sprengen und musste somit auf das vermeintlich wesentliche gestrafft werden. Einiges ist auch noch unter anderen Links dieser Homepage nachzulesen.